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von Horst Rusam

DER ZUCHTBERICHT KANN NICHT GEDOWNLODED WERDEN .BITTE KOPIEREN ODER AUSDRUCKEN

Es gibt noch viel zu tun – wer macht mit ?

Nürnberger Schwalben in rotfahl und gelbfahl.

Es ist lange her, dass man das letzte mal einen Rassebericht über unsere Nürnberger Schwalben lesen konnte. Hätte es doch gerade diese alte Farbentaubenrasse , welche bei der Entstehung und Verbesserung einiger anderer Taubenrassen Pate stand und zum Teil heute noch steht, etwas mehr Beachtung verdient. Ich möchte dies zum Anlass nehmen meine Meinung und bisher gemachte Erfahrungen über die beiden jüngsten anerkannten Farbenschläge dieser herrlichen Farbentaube zu Papier zu bringen.

„ Fehlfarben, Mischfarben, Abfallprodukt". Solche oder ähnliche Äußerungen hört man immer wieder, wenn nicht kundige Züchterfreunde sich über fahle, insbesondere rotfahle und gelbfahle Tauben unterhalten. Dieses schlechte Image mag wohl noch aus alter Vorzeit stammen, als man über die Zusammenhänge der Genetic noch wenig Bescheid wusste. Heute ist gute Literatur über Vererbungslehre in vielfältiger Form für jeden Züchter zugänglich. Dies soll uns ermuntern und das Interesse an fahlen Farbentauben wecken. Ich meine, dass in der Zukunft gerade die Farbentauben nicht zuletzt auch von ihrer Vielfalt an Farbenschlägen leben. Nicht nur in Vollendung gezüchtete Lackfarben, nein auch ein fahles Tier mit sauberer Grundfarbe und exakter Bindenführung können einer Farbentaube zu höchster Ehre gereichen und das Herz eines Farbentaubenfreundes höher schlagen lassen. Zudem meine ich, dass eine weiche Kombination zur weißen Grundfarbe für das menschliche Auge bei längerem betrachten angenehmer ist als ein harter Kontrast wie etwa schwarz – weiß. Aber es ist wie so oft alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Was gefällt und gezüchtet wird entscheiden die Züchter selbst und das ist auch gut so. Auch wenn die verdünntfarbenen Farbentauben nie die Verbreitung ihrer lackfarbenen Verwandten erreichen werden.

Rotfahl

Wer sich auf Großschauen einmal die rotfahlen und gelbfahlen Farbenschläge vieler Rassen genauer betrachtet wird auf sehr unterschiedlich gefärbte Tauben stoßen. Sicherlich, Huhntauben oder Formentauben sind keine Farbentauben und Farbe und Zeichnung haben einen anderen Stellenwert. Da wir es in unserem Fall mit Farbentauben zu tun haben, sollten wir jedoch ein möglichst einheitliches und sauberes Farbbild anstreben. Eine dunkle, rostrote, den Binden ähnliche Kopffarbe bei Täubinnen und eine geschlechtsbedingte Dunkelblaue mit rötlichem Anflug bei den Täubern ist einer hellen, silbrigen Kopffarbe vorzuziehen. Die Oberschnabelfarbe sei naturgemäß hornfarbig. Bedingt durch die möglichst dunkel gewünschte Kopffarbe und der Tatsache, dass es sich bei Nürnberger Schwalben um eine sehr lackreiche Farbentaube handelt erscheint auch die Schildfarbe immer etwas dunkler. Dunkle Federkiele und ein vorhandener Lacksaum bewirken oft ein eigenwilliges Zeichnungsbild der möglichst rein geforderten Schildfarbe. 2 dunkle rostrot gefärbte Binden sowie rote Farbpigmentierung in den Schwingen vollenden diesen apparten Farbenschlag. Eine zu starke Pigmentierung der Schwingen, insbesondere der Außenfahne bewirken oft den unschönen Ansatz zur 3. Binde. Hier das richtige Maß zu finden wird eine stetige züchterische Herausforderung sein. Die Farbe der Fußbefiederung sollte der Schwingenfarbe ähnlich sein, wenn gleich hier noch Zugeständnisse gemacht werden müssen. Zumal wir bei den Nürnberger Schwalben lediglich eine kurze und dichte Fußbefiederung wünschen und keine Latschen wie etwa bei den Sächsischen Farbentauben.

Gelbfahl

Auch wenn ich bei rotfahl und gelbfahl nicht von einer klassischen Kennfarbigkeit reden möchte, so sind doch die Geschlechter vor allem bei gelbfahl im Alter von 4 Wochen schon ziemlich sicher zu erkennen und erleichtern dadurch dem Züchter die Arbeit. Der schönen intensiv gefärbten bräunlich gelben Kopfplatte der Täubinen steht ein hellerer gelbgrauer Kopf der Täuber gegenüber. Ob die Kopffarbe bei beiden Geschlechtern etwas heller oder dunkler ist sollte uns derzeit noch wenig interessieren. Das Augenmerk sollte mehr auf Gleichmäßigkeit gerichtet sein. Vor allem bei den Täubern tritt oft eine unschöne melierte Kopffarbe auf. Auch die rahmfarbene Flügelfarbe der Täuber mit den Pigmenteinlagerungen in den Innenfahnen der Schwingen ist bei den Täubinnen geschlechtsbedingt wesentlich dunkler. Zuviel Farbeinlagerung in den Außenfahnen der Schwingen bewirken vor allem bei den Täubern ein unsauberes Flügelschild mit Ansatz zur 3. Binde. 2 sauber geführte und intensiv gelbe Binden sollten auch hier als Gradmesser gegenüber hellerer oder dunklerer Schwingen- und Schildfarbe gelten. Eine Pigmentierung der Fußbefiederung ist derzeit nur unter guten Lichtverhältnissen bei den Täubinnen erkennbar. Die Fußfarbe der Gelbfahlen wird wohl noch lange Wunschdenken bleiben. Theoretisch müssten hier die gleichen Anforderungen wie an die Schwingen gestellt werden, was jedoch kaum möglich sein wird. Langfristig sollte man auch auf die richtige Schwingenfarbe, d. h. rahmfarbene Schwingen mit Pigmentierung in der Innenfahne so, dass bei geschlossenem Schwung die Schwingen gleichmäßig hell erscheinen achten. Die Oberschnabelfarbe wird lt. Standard mit hellhornfarbig angegeben; der Unterschnabel wie bei allen Farbenschlägen fleischfarbig.

Allgemeines

Durch die Anleihen aus der Blaureihe kann den Rotfahlen und Gelbfahlen in Bezug auf Gesamteindruck, Form und Größe, Zeichnung, Haube und Augenrand bereits einiges abverlangt werden. Die langgestreckte Feldtaubenform sowie eine volle, federreiche Rundhaube mit beiderseitig gut ausgeprägten Rosetten steht den Hauptfarbenschlägen schwarz und blau nur noch wenig nach. Bei der Kopfzeichnung mit den beidseitigen rassetypischen Schnörrchen zwischen Schnabelwinkel und Auge sollte wie bei allen Verdünntfarben auf die Vollplattigkeit geachtet werden, d.h. die Kopfplatte sollte auch hinter dem Auge mindestens auf Höhe der Augenmitte bis in die Haube durchgefärbt sein. Der geforderte lebhafte rote Augenrand dürfte bei einigen Tieren noch verbessert werden. Ein reinigen vor dem einsetzen ins Ausstellungskäfig ( mit etwas Spucke auf dem Finger) bewirkt oft Wunder. Bedingt durch die gut ausgeprägten und reichlich vorhandenen rassetypischen Schmalzkiele ( mit Fett gefüllte, gelbe, stiftartige Kiele unter dem Flügel bis zum Schwanz ) sind auch die Farben der Fahlen äußerst satt und in dunklerem Ton als sonst üblich. Lediglich die Fußbefiederung erscheint noch etwas lückenhaft und muss noch verbessert werden. Reinzucht insbesondere bei gelbfahl führt zu erheblichem Farbstoffverlust und auf Dauer zu „ Schiffbruch „ . Wegen der geschlechtsgebundenen Farbvererbung sollten zum einkreuzen stets blaue bzw. blaufahle Täubinnen verwendet werden. Diese bringen mit reinerbigen rotfahlen oder gelbfahlen stets reinerbige rotfahle bzw. gelbfahle Täubinnen. Die Täuber dagegen sind spalterbig und an den sogenannten „ Tintenspritzer „ , das sind schwärzliche Punkte in den Schwungfedern, gut zu erkennen. Sofern diese Täuber nicht besondere rassische Vorzüge erkennen lassen kann man diese der Küche zuführen, da die Nachzucht von solchen Tieren wieder stark aufspaltet und somit nur wenige brauchbare Tiere zu erwarten sind. Auch Paarungen zwischen rotfahl und gelbfahl sind nicht erfolgversprechend und bewirken nur ein vermischen der beiden Farbenschläge. Besonders hüte man sich Fahle und Lackfarbene miteinander zu verpaaren. Für die Fahlen bringen diese Produkte erst nach mehreren Generationen brauchbare Tiere und bei den Lackfarben richtet man damit nur Schaden in Form von blauen Schwingen und hellen Unterflügeln an. Wohl ein Grund dafür, dass die Fahlen früher bei den überwiegend lackfarbenen Farbentauben verpönt waren und zum Teil heute noch sind. Weit häufiger als bei den Lackfarbenen zeigt sich bei unseren verdünntfarbenen Schwalben ab der Jugendmauser das Problem des „ gebrochenen Auges". Ein mehr oder minder großer farbiger Irisfleck im sonst dunklen Auge. Für das Ausstellungskäfig sind solche Tiere nicht zu gebrauchen. In der Zucht sind diese Tiere, sofern sie besondere andere Vorzüge besitzen , auch nur mit größter Vorsicht einzubringen. Überhaupt sei gesagt, wer solche Farbenschläge züchten möchte, der sollte zumindest auch an den Grundkenntnissen der Vererbungslehre interessiert sein, was dieses Hobby nur noch reizvoller macht.

Zarte Pflänzchen

Die rotfahlen und gelbfahlen Nürnberger Schwalben gehören zweifellos zu den zartesten Pflänzchen innerhalb des großen Farbentaubenstraußes. Man sollte aufpassen, dass sie nicht achtlos zertreten werden. Unsere Preis- und Sonderrichter können mit ihrer Bewertung sehr viel zum Wohl oder Wehe beitragen. Um mich nicht misszuverstehen, nicht eine übermäßige Preisausschüttung bringt diese Farbenschläge nach vorne sondern eine fachlich fundierte wohlwollende Kritik, bei der nicht nur nach Fehlern gesucht wird. Vorzüge und Wünsche sollten wohl überlegt zu Papier gebracht werden. Es sei nochmals gesagt: Ob nun die Kopf- und Schildfarbe etwas heller oder dunkler, was ja geschlechtsbedingt ohnehin unterschiedlich ist, die Außenfahne der Schwingen Farbpigmente aufweist oder die Innenfahne völlig Rahmfarben ist sollte derzeit noch von untergeordneter Wichtigkeit sein. Hauptsache die Farben sind rein und sauber und die beiden leuchtenden Binden verlaufen schmal und exakt.

Zum Schluss

Die beschriebenen züchterischen Schwierigkeiten sollten doch einen bestimmten Züchterkreis ansprechen. Diese immer wieder aufs neue zu meistern kann eine ständig reizvolle Züchteraufgabe sein. Gleichwohl können diese Farbenschläge trotz ihrer Schwierigkeiten auch einem Anfänger, der nicht nur den schnellen Ausstellungserfolg sucht, empfohlen werden. Eine nach Farbentaubenmanier problemlose Haltung und reichliche Nachzucht sowie die nötige kameradschaftliche Unterstützung aller Züchterfreunde des SV d. Züchter Nürnberger und Fränkischer Farbentauben seien den interessierten Züchterfreunden gewiss.

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit sondern soll wie eingangs bereits erwähnt lediglich meine persönliche Meinung und bisherige Erfahrung widerspiegeln. Vor allem aber soll er alle sich berufen fühlende Züchter, „ Alte Hasen „ und Neulinge, welche eine echte Herausforderung suchen ermuntern. Für Preisjäger oder solche, welche jedes Jahr etwas Neues brauchen sind diese Perlen der Farbentauben zu schade.

Interessierte Zuchtfreunde wenden sich bitte an den 1. Vorsitzenden des SV d. Züchter Nürnberger und Fränkischer Farbentauben Rudolf Röckelein, Schlesierstr. 15, 91325 Adelsdorf; An den Zuchtwart für Nürnberger Schwalben Klaus-Dieter Schubert, Hangweg 16, 08209 Auerbach oder an den Verfasser dieser Zeilen Horst Rusam, Schloßstr.22, 74635 Kupferzell, Tel. 07944 / 2192.

Horst Rusam